Digital-Consulting Autor: Kaan 30.06.2020
Wirecard, einer der innovativsten Zahlungsdienstleister, beantragte jetzt Insolvenz. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung entschied der Vorstand der Wirecard AG vor wenigen Tagen. Rund 1,9 Milliarden Euro sollen in der Bilanz fehlen. Binnen Stunden verlor die Aktie 80 % an Wert.
Die Weichen für einen handfesten Skandal sind gelegt, denn offensichtlich waren Treuhandkonten gefälscht, der Zahlungseingang der 1,9 Milliarden Euro nie auf solchen verbucht. Der Geschäftsvorstand kam kurzzeitig in Untersuchungshaft und auf Kaution wieder frei. 5 Mio. Euro wurden dabei als Kaution hinterlegt. Dem Österreicher Markus Braun wird die falsche Darstellung der Wirecard-Bilanzen und Marktmanipulation vorgeworfen.
Jetzt noch eine Prise dubioses dazu: Ehemaliger Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, der zuvor vom Unternehmen entlassen wurde und als eine der zentralen Hauptfiguren des Skandals gehandelt wird, ist derweil untergetaucht.
Der Wirecard Skandal wird als einer der größten Betrugsskandale der Dax-Geschichte betitelt.
Die Wirecard ist eine zentrale Payment-Lösung für Kartenakzeptanz und Herausgabe von Zahlungsmitteln. Als erster Zahlungsdienstleister weltweit unterstützt Wirecard mehr als 200 lokale und globale Zahlungslösungen. Jeder Nutzer, der digitalen Plattform kann sich einen individuellen Payment-Mix zusammenstellen und so Kunden ermöglichen eine bevorzugen Zahlungsart flexibel selbst zu wählen. Das erleichtert den Bezahlvorgang deutlich. Auch neue Zahlungsarten, wie Google Pay oder Apple Pay, integrierte der Anbieter.
Ein weiterer Vorteil für Unternehmen liegt in der Analyse der Kunden- und Transaktionsdaten. So können spielend einfach wertvolle Informationen über das Ausgabeverhalten gewonnen werden.
Die innovative Lösung der Wirecard war vielversprechend. Große Unternehmen setzen auf die smarte Plattform und wickelten bereits hohe Summen über den Zahlungsanbieter ab. Bis zum Skandal wurde Wirecard als neues SAP gehandelt.
Derzeit hängt die Zukunft von Wirecard vor allem von der Bereitschaft der über 300.000 Firmenkunden ab, dem Zahlungsanbieter treu zu bleiben. Derzeit wird die langfristige Überlebensfähigkeit des Unternehmens geprüft, was zunächst für einen Aufschub der auslaufenden Kreditlinie sorgt. Einige Unternehmen, wie der Uber-Konkurrent Grab und der französische Telekomkonzern Orange, haben die Zusammenarbeit mit Wirecard beendet bzw. angekündigt dies zu tun, um Probleme beim Service für Kunden zu vermeiden. Deutsche Unternehmen, wie Aldi Süd Deutschland, sind noch unentschlossen.
Aufgrund der derzeit noch vielen ungeklärten Hintergründe ist ein übereiltes Handeln daher weniger ratsam. Die Ereignisse der letzte Tage haben sich überschlagen. Jetzt bleibt zunächst abzuwarten, ob Wirecard nach eingehender Prüfung noch zu retten ist. Aktuell sind noch keine Einschränkungen im Zahlungsverkehr zu erwarten.